
Forschertour im Steinbruch
Quelle: WZ Sprockhövel, 18. Oktober 2011, Martin Juhre
Haßlinghausen
Wanderer begegneten unter fachkundiger Führung den Spuren der Vergangenheit.
Gutes Kartenmaterial trägt zum Gelingen einer Wanderung bei. Erst recht, wenn das Ziel Oberkarbon heißt, ein Erdzeitalter 300 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Erich Schultze-Gebhardt hat einen Plan von Mitteleuropa in dieser Zeit zum Steinbruch Weuste mitgebracht. 20 Wanderer sind gekommen und sehen: Wo sie jetzt stehen, erstreckte sich einst die Südküste eines langen Flachmeeres.
Ehemaliger Meeresboden steht heute fast senkrecht
„Alles ist in Bewegung, auch die Erdoberfläche“, sagt Schultze-Gebhardt. Los geht es durch das Tor der Firma Bossert. Von einem ersten Aussichtspunkt kann man die Schichtungen des Gesteins erkennen, die Faltenbildung. „Natürlich kann man Stein falten“, sagt Schultze-Gebhardt. „Das braucht viel Kraft und viel Zeit.“ Und so stehen die berühmten Rippelmarken, der ehemalige Meeresboden, heutzutage fast senkrecht.
Tiefer hinein geht es nun in den Steinbruch. Gut, dass die meisten dem Rat „festes Schuhwerk mitbringen“ gefolgt sind. „Zur Erhaltung müsste man die Rippelmarken säubern“, sagt Schultze-Gebhardt. Auf den teils vom Grün überzogenen Steinen öffnen die Pflanzen den Weg für Wasser. Frost kann ansetzen und Platten des feinen Sandsteins absprengen.
Zum Abschluss gab es den „Sprockhöveler Rippeltrunk“
Deutlich willkommener sind ältere Pflanzen, Einschlüsse von Schachtelhalmen etwa. Und Drifthölzer kann man finden, die einst von einem Fluss zum Meer getragen worden sind. Im Lauf der Zeit sind sie zu Kohle geworden. Apropos Kohle. Immerhin steht man hier am südlichen Rand des Ruhrkohle-Vorkommens. Gleich nebenan war der Eingang zum Schacht „Heller Mittag“, bis 1948 in Betrieb, was die Erdgeschichte mit der Historie verbindet.
„Man muss die Vergangenheit kennen, um in die Zukunft zu schaun“, sagt Schultze-Gebhardt. Bald setzten tiefer Matsch und stehendes Wasser einem weiteren Vordringen in den Steinbruch ein Ende. Aber längst haben die Wanderer angefangen, ihrem Forscherdrang zu folgen und seitwärts kleine Exkursionen zu unternehmen. Sie lassen sich den Grund für rostrote Verfärbungen erklären, finden Fossilien. „Was ist das Blaue da?“ Schultze-Gebhardt freut sich: „Das haben Sie aber gut gesehen. Und gleich werden Sie noch mehr sehen.“ Er erzählt von Alaunlösungen und Schichtungen.
Spuren
Die Rippelmarken im Steinbruch Weuste-Hobeuken erinnern als Naturdenkmal an die Karbonzeit und gelten als hochrangiges Geotop.
Bedeutung
Der – nicht öffentlich zugängliche – Steinbruch ist eine Station der „GeoRoute Ruhr“, eines geotouristischen Wanderwegs von Mülheim bis Schwerte.
Die Rippelmarken im Steinbruch Weuste-Hobeuken erinnern als Naturdenkmal an die Karbonzeit und gelten als hochrangiges Geotop.
Der Rückweg dauert länger als der Hinweg. Alle sind sich einig: Der Steinbruch ist eine Sehenswürdigkeit. Ein Wanderer hat die ganze Zeit eine kleine Kühltasche getragen. Jetzt holt er zum Abschied kleine Gläser raus – und „den echten Sprockhöveler Rippeltrunk“.