Agenda-Pfad Stationen 11 - 15

11. Bergmannskotten Thepas, Zur Windmühle 8

Im 18. Jahrhundert entstanden zahlreiche Kotten wie dieser, die von den Familien der Kohlentreiber, Bergleute, Schmiede oder Steinhauer bewohnt und bewirtschaftet wurden. Die alte Bezeichnung dieses Kottens war „Krämerhaus“, was vielleicht auf das Gewerbe des Erbauers hindeutet. Als Besitzer des Hauses werden erstmals namentlich der Bergmann Friedrich Thepas und seine Frau Catharina Sibilla Spennemann genannt, die 1825 geheiratet hatten. Grund und Boden gehörten vorher zum Hof Obergethe, von dem Catharina Sibilla abstammte. Eine Merkwürdigkeit ereignete sich hier vor über 100 Jahren. Der 67jährige Gustav Thepas verschwand am 20. Januar 1901 spurlos und wurde nie mehr gesehen.

Eine alte Stieleiche steht in der Einfahrt zum Kotten; weiterhin finden sich eine schöne Weißdornhecke und eine Trockenmauer ohne typische Vegetation.

Der Weiler Pöting
Wenn eine Hofstelle ertragreich genug war, um mehrere Familien zu ernähren, bildeten sich, wie hier in Pöting, mehrer Hofstellen, sogenannte „Absplisse“, heraus. Unterschieden wurden sie durch die Bezeichnungen Oberste, Mittelste oder Unterste bzw. Niederste N.N.
Das dem Zisterzienserinnenkloster Gevelsberg seit 1319 gehörende Gut Pöting bestand im 17. Jahrhundert schon aus mindestens vier Hofstellen. Auch die adligen Herren von der Recke besaßen Rechte an Pöting. 1769 werden alle Familienväter auf Pöting als „Kötter und Kohltreiber“ bezeichnet, sie lebten also von Landwirtschaft und Kohlentransport.

12. Ehemaliger Gasthof Börger auf Pöting, Pötingstraße 18

Die Besitzung mit dem alten Namen Mittelste Pöting wurde 1837 von den Erben des Rudolf Pöting an den Kötter und Wirt Dietrich Peter Börger verkauft. Jahrzehntelang war „Börger auf Pöting“ eine beliebte und bekannte Gastwirtschaft, die sogar über eine Kegelbahn verfügte. Gemeinsam mit der Schule und dem benachbarten Geschäftslokal, dem alten Hof Vetter/Pöting, Pötingstraße 17, bildete der Gasthof ein kleines „Dorfzentrum“.

Am Gasthof wächst eine ca. 180 – 200 Jahre alte Sommerlinde; gegenüber steht eine Trockenmauer mit unterschiedlichen Farbnuancen des Sandsteins und typischer Trockenmauervegetation wie Streifenfarn und Mauerraute.


13. Schule Pöting, Pötingstraße 11

Diese zweiklassige solide aus Sandstein errichtete Volksschule wurde 1878 eingeweiht. Vier Jahrgänge waren in einem Klassenraum untergebracht. Es war nicht die erste Schule in diesem Bereich; eine ältere und kleinere befand sich in der benachbarten Siedlung Schee, im heutigen Hause Haßlinghausener Straße 89. Gegenüber den kleinen und dunklen Schulgebäuden der alten Zeit war dieser Schultyp mit den hohen Räumen und großen Fenstern ein gewaltiger Fortschritt, zumal die Schülerzahl im 19. Jahrhundert nahezu explodierte. Die Lehrerwohnungen befanden sich ebenfalls im Gebäude. Zum Schulbezirk Pöting gehören auch die Kinder aus Scheven. 1965 wurde der Schulbetrieb eingestellt und die Kinder mit Schulbussen in die Schulen Süd (Niedersprockhövel) und Hobeuken (Haßlinghausen) gefahren. Das Schulgebäude wurde verkauft und beherbergt heute mehrere Wohnungen. Die Garage rechts war früher das Spritzenhaus Pöting.

14. Hof Unterste Pöting, Kreftingstraße 1

Das stattliche, im klassizistischen Stil erbaute Wohnhaus lässt recht wohlhabende Erbauer vermuten. Wilhelm Hiby (1810 – 1888), Bürgermeistersohn aus Hiddinghausen, hatte die Hoferbin Caroline Unterste Pöting geheiratet und den bescheidenen „Unterste Pötings Kotten“ 1852 durch ein repräsentatives Wohnhaus ersetzt.

Zum Hof gehörten zu seiner Zeit 58 Morgen Land. Wilhelm Hiby war in ersten Linie Bergwerksunternehmer; er besaß zahlreiche „Kuxen“, also Anteile an Bergwerken, die ihm den Beinamen „Kuxen-Wilm“ verschafften. Er war der einzige große Sprockhöveler Gewerke, die seine wirtschaftlich und sozial dominante Position ins Industriezeitalter retten konnte. Hiby war zeitweilig Gemeindevorsteher von Obersprockhövel und Schwiegervater und Finanzier von Dr. Carlos Otto, einem bedeutenden Pionier der deutschen Kokereiindustrie. Der hiesigen Schulgemeinde hinterließ Hiby eine Stiftung von 11.000 Reichsmark, aus der jährlich die Schulsteuern für die Kinder armer Eltern bezahlt werden konnten. Auch stiftete er die Kirchturmuhr an der evangelischen Kirche Sprockhövel. Nach seinem Tod ließ seine Schwiegertochter Julie den Hof in bergischer Bauweise und klassizistischem Stil neu bauen; ein Versuch, großbürgerlichen Lebensstil mit landwirtschaftlicher Funktionalität in Einklang zu bringen. Heute betreibt die Familie Hassel hier neben der Landwirtschaft einen Pensionsbetrieb und einen Tierfriedhof.

Der Bergbauwanderweg „Deutschlandweg“ führt hier beim „Kuxen-Wilm“ vorbei und weist auf dessen Bedeutung für die Bergbaugeschichte hin. Der Hof steht unter Denkmalschutz.

Eine imposante Blutbuche (ca. 150 Jahre alt) wächst vor dem Wohnhaus und ist ein Naturdenkmal. Es handelt sich um die dunkelrotblättrige Form der Rotbuche. Die Blutbuche ist eine Sonderform - eine Mutation - der Rotbuche, die besonders im 19. Jahrhundert aufkam und beliebt war. Da aber nur ca. 3% ihrer Sämlinge wieder Blutbuchen ergeben, griff man bei der Vermehrung auf Veredlungsverfahren zurück. Der gegenüberliegende Bauerngarten ist von Weißdornhecken umgeben.

15. Hof am Brink, Kreftingstraße 5

Brink ist ein mittelniederdeutsches Wort und bedeutet Rand. Tatsächlich befinden wir uns hier am Rande der Ortschaft Pöting. Der "Kotten" Am Brink war ein Abspliss dieser alten Hofstelle. Aus dem Jahr 1680 ist ein Lehnbrief überliefert, der die Verpachtung des Kottens an ein Ehepaar beurkundet:

"Wir Erben auf Pöting haben vertan und verpachtet an Gerhard auffem Brink und Katharina an der Egge, Eheleute, ihrer beider Leben lang den Brinker Kotten, gegen ein Gewinn oder Vorheuer von 8 Reichstalern und jährlich auf Martini 6 Reichstaler, wie er zwischen Kreftings Länderei und Pötings Heukamp und Eickloe gelegen, und dazu einen Teil von Eickloes Büschchen; soweit dasselbe mit einem Wall umworfen ist. Darauf mögen sich die Pächter ernähren und frei leben und frank, sie mögen im ganzen Eickloe Heid hacken und Laub kehren, und die heistern stuffen zu Zaumholz, so hoch man von der Erde mit dem Beil kommen kann, die Eichelmast aber soll den Pötings Erben verbleiben. Doch soll der Pächter ein Schwein bei Pötings Schweinen zur Mast gehen lassen. Der Pächter darf kein Holz hauen noch Eicheln lesen, er soll vielmehr jährlich vier Eichen und vier Buchen pflanzen. Der Pächter soll seinen Hof in Zäunen halten, daß durch seine Biester [= Vieh] den Erben auf Pöting kein Schaden geschehe. ... Außer der Pacht sollen die Eheleute auf dem Brink geben zwei Hühner und auf Mitwinter einen großen Wecken [=Weißbrot], auch soll er jährlich vier Leibesdienste tun, zwei zu Maitag an Hecken und Zäunen und zwei an der Sense. Nach ihrem Tode sollen der Pächter Kinder zur Pachtung des Kottens gegen Erledigung billligmäßigen Gewinns zugelassen und continuiret [als Nachfolger anerkannt] werden.

- Zur Urkund der Wahrheit haben wir dieses eigenhändig unterschrieben, den 4. August  anno 1680.
Peter Püttmann,
Johannes Pötingh,
Arndt Langenbrok gen. Pöting"
Peter Kiekuth zu Pöting,

(zitiert nach Fritz Lehmhaus, Der Schultenhof, 1930, S. 25 f.)

Auch die Menschen Am Brink konnten von der Landwirtschaft des Kottens allein nicht leben: In einem Verzeichnis von 1764 wird "Dicke am Brinke" als „Kötter und Musikant" bezeichnet, 1873 war Friedrich Dicke am Brink "Essigsieder". Später verkauften die Erben das Haus an die Zeche Deutschland. Diese vermietete es an Bergleute und Angestellten, die wahrscheinlich auf dem nahegelegenen Schacht Beust beschäftigt waren. Das Fachwerkhaus mit seinen Nebengebäuden stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Vor dem Haus wachsen zwei alte Eschen, eine Traubeneiche und eine ca. 150 – 200 Jahre alte Rosskastanie. Am relativ trockenen Feldrand finden sich Stieleiche und Ginster, westlich der Straße befindet sich eine einzelnstehende Hainbuche.