
Agenda-Pfad Stationen 16 - 20
16. Hof Krefting, Kreftingstr. 11
Namengebend für diese Straße ist die alte Hofstelle Krefting, von der heute nur noch das Haus Nr.11 auf der rechten Straßenseite zu sehen ist. Erstmals erwähnt wird Krefting (Creveting) 1319, als es gemeinsam mit den Gütern Pöting und Scheven von dem Knappen Siegbold (Segebodo) von der Brüggenei an das Zisterzienserinnenkloster Gevelsberg verkauft wird. Die Besitzer des Hofes sind von da an zu Abgaben an die Stiftsdamen verpflichtet, haben aber weitgehende Rechte an ihrem Hof. Im Jahre 1700 wurde der Hof unter den Erben Peter (Oberste Krefting) und Arnold (Unterste Krefting) aufgeteilt. Die fünf Söhne des Peter Jürgen Krefting (geb. um 1706) und der Margareta Quambusch (geb. 1716) heirateten auf Güter der Umgebung ein und verbreiteten ihren Familiennamen in den Raum Haßlinghausen und nach Stüter. Das 1608 erbaute prächtige Stammhaus (Oberste) Krefting und das benachbarte Haus Müggenburg-Nüfer wurden 1942 durch eine Luftmine völlig zerstört. Noch heute wird der Hof von den Nachfahren der Kreftings bewirtschaftet. Das Gebäude aus der Nachkriegszeit verrät nichts über die große Bedeutung dieser Siedlung und seiner Bewohnerinnen und Bewohner für die Geschichte des Sprockhöveler Raumes.
Eine Weißdornhecke umgibt das Grundstück. Gegenüber stockt eine durchgewachsene Feldhecke mit Esche, Holunder, Weißdorn, Feldahorn und Stieleichen. Im Bachtal sind einzelne Kopfweiden auszumachen.
Alte Grenze
Wir verlassen die ehemalige Landgemeinde Obersprockhövel und betreten Haßlinghauser Gebiet. Heute ist diese Grenze nur eine Gemarkungsgrenze innerhalb der Stadt Sprockhövel; bis 1970 teilte sie jedoch zwei Gemeinde-, Amts-, Kirchspiels- und Gerichtsbezirke. Von der Höhe vor der Kreuzung mit der Zechenstraße haben wir einen eindrucksvollen Ausblick auf die Eggenlandschaft. Die Verbindungsstraße zwischen Krefting und der Haßlinghauser Siedlung namens Hofuhr auf der Anhöhe besteht erst seit 1908 und steht in Verbindung mit dem Schacht Beust als Arbeitsstelle zahlreicher Obersprockhöveler Bergleute.
17. Ehemalige Maschinenfabrik Busch, Zechenstr. 51
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerten August und Walter Busch ihre 1933 in Gevelsberg gegründete Fabrik auf das angeschüttete Gelände am ehemaligen Schacht Beust und produzierten hier hochwertige Maschinen. Das Unternehmen beschäftigte in den 1990er Jahren ca. 50 Mitarbeiter und produzierte sowohl konventionell gesteuerte als auch CNC-Fräs- und Bohrmaschinen. Im Jahre 2000 wurde der Betrieb stillgelegt und reiht sich damit ein in den Niedergang der Sprockhöveler Industrie, die in der vorindustriellen Zeit begann, im 20. Jahrhundert durch den Bedarf vor allem des Bergbau an Maschinen wiederauflebte und dem Raum Sprockhövel zu einer wirtschaftlichen Blüte verhalf. Heute werden die Gebäude durch andere Gewerbe genutzt.
Im Siedlungsbereich gibt es begrünte wilde Wegränder – überwiegend mit Bennnesseln und vereinzeltem Wiesenbocksbart.
18. Schacht Beust der Zeche Stock und Scherenberg/Zeche Deutschland, Zechenstraße
Wir befinden uns auf dem Südflügel der Herzkamper Mulde, wie die südlichste Mulde im Steinkohlengebirge des Ruhrgebiets heißt. Von dieser Mulde ist an der heutigen Erdoberfläche nichts mehr zu bemerken. Der älteste überlieferte Name für dieses Bergwerk ist “Kreftinger Berge“. Die Gewerkschaft (=Bergwerksgesellschaft) Stock und Scherenberg teufte hier ab 1846 den Schacht Beust ab. Der Schacht Beust war nicht nur der größte, er war mit 393 Metern auch der tiefste Schacht in diesem Abbaugebiet. Der Industrialisierungsprozess und die Verwertungsinteressen des Kapitals bewirkten die Konzentration auch im Steinkohlenbergbau. Zunächst zur Gewerkschaft Deutschland konsolidiert, wurde Schacht Beust 1912 von der Bochumer Gewerkschaft Constantin der Große erworben, die wiederum dem Rheinisch-Westfälischen Kohlesyndikat angehörte. Mit der Stilllegung sämtlicher Schächte der Zeche Deutschland im Raum Haßlinghausen-Gennebreck 1924 endete die Geschichte des Bergbaus in Haßlinghausen und führte zu einer sozialen Katastrophe in der Gemeinde. Von den ehemaligen Tagesanlagen der Zeche sind nur noch die Gebäude vorhanden, die als Wohnhäuser weiter genutzt werden konnten. Kaum vorstellbar, dass hier vor dem Ersten Weltkrieg hunderte Bergleute arbeiteten.
19. Pferdeeisenbahn
Lange bevor die ersten "Dampfrösser" ihren Siegeszug antraten, zogen Pferde schwere Lasten auf hölzernen oder eisernen Schienen. Im Ruhrgebiet erleichterten zahlreiche dieser Eisenbahnen den Transport von Kohlen über unwegsames Gelände. Hier transportierte ab 1867 die Pferdeeisenbahn Kohle vom Schacht Beust zur Haßlinghauser Hütte. Den steilen Berg hinauf wurden die Wagen allerdings von einer dampfbetriebenen Haspel gezogen. Im Maschinenhaus der Aufzugsmaschine am Glashüttenplatz werden heute asiatische Lebensmittel verkauft. Mit Bau der Eisenbahnstrecke Schee-Silschede 1889 entstand über einem Damm ein Bahnanschluss, dessen Spuren durch den Autobahnbau in den 1960er Jahren beseitigt wurden.
Im Erlenwäldchen findet man in der Krautschicht vor allem die Brennnessel, am Rand wachsen Weißdorn und Holunder.
20. Schacht Sack der Eisensteinzeche „Neu Haßlinghausen“, Zum Sackschacht 1
Das alte Bruchsteinhaus rechts der Straße war das Schachtgebäude der Eisensteinzeche Neu Haßlinghausen. Als um 1850 im südlichen Ruhrgebiet Spat- und Kohleneisensteinflöze entdeckt wurden, erfolgte die Gründung zahlreicher Eisensteinzechen, von denen "Neu Haßlinghausen" eine war. Dieser Gründungsboom war jedoch nur kurzlebig, da die Eisensteinvorkommen qualitativ und quantitativ weit überschätzt worden waren. Das Schachtgebäude ist ein seltenes, aber leider stark verändertes Beispiel für die Industriearchitektur um die Mitte des 19. Jahrhunderts: ein relativ kleines massives Bruchsteingebäude ursprünglich mit Rundbogenfenstern. Zwischen 1855 und 1867 wurde aus dem Schacht unter diesem Gebäude von etwa 66 Beschäftigten neben Eisenstein auch Steinkohle gefördert.