
Agenda-Pfad Stationen 21 - 26
21. Haßlinghauser Hütte / Zeche Deutschland
Eine technische Innovation von großer Bedeutung war die Haßlinghauser Hütte, deren erster Hochofen 1856 angeblasen wurde. Alle notwendigen Rohstoffe, Eisenstein, Steinkohle, Kalk und Wasser waren in der Umgebung vorhanden. Durch die Bauart des Hochofens konnte auch das heimische relativ minderwertige Kohleneisenstein (Blackband) verhüttet werden. Außerdem waren diese Hochöfen nicht mehr gemauert, sondern bestanden aus Eisenblech und waren in der Herstellung viel billiger als ihre Vorgänger. Mit der Hütte kam mit einem Schlag die Industrialisierung in die ländliche Gemeinde Haßlinghausen und schuf hier eine neue soziale Schicht: das Industrieproletariat. Aufgrund nachfolgender technologischer Weiterentwicklungen und der Überproduktionskrise in den 1870er Jahren wurde die zur Dortmunder Union gehörende Hütte 1875 geschlossen und 180 Arbeiter verloren ihre Existenzgrundlage. Auf einem Teil der großen Industriebrache siedelten sich ab 1892 eine Glashütte, die Zeche Deutschland mit einer Brikettfabrik und später die Firma Isola an, die aus der Hochofenschlacke Mineralwolle produzierte.
22. Alte Bahntrasse der Linie Schee-Silschede, Poststraße
Als Nebenstrecke der Linie Barmen-Hattingen wurde diese Bahnlinie zwischen Schee und Silschede 1889 in Betrieb genommen. Sie ermöglichte den Anschluss der Steinkohlenzechen im Raum Haßlinghausen an das das Schienennetz und damit an den industriellen Boom des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Strecke wurde 1951 für den Personenverkehr und 1992 für den Güterverkehr wieder stillgelegt. Wie die Trasse von Schee bis Hattingen wurde sie vom Regionalverband Ruhrgebiet zu einem Rad- und Wanderweg umgebaut, für Einwohner und Touristen ein attraktives Freizeitangebot. Der Bahnhof Haßlinghausen stand etwa 100 Meter weiter östlich.
23. Alte Straße (Handstraße) und „Chaussee“ (Mittelstraße)
Die heutige Mittelstraße und Bundesstraße 51 gehört zu den zahlreichen Chausseebauten, die um 1830/40 angelegt wurden, um den Gütertransport zu erleichtern und zu beschleunigen. Ihr Verlauf orientierte sich im wesenlichen an einer alten Höhenstraße, die sich von Volmarstein bis Einern auf dem Haßlinghauser Höhenrücken bewegt. Dieser Höhenrücken bildet die Grenze des Produktiven Karbon, also des Steinkohlengebirges. Südlich schließt sich das Flözleere mit seinen ton- und kalkhaltigen Böden an. Im Bereich des Gennebrecker Siedlungsweges steigt dieser Höhenzug auf 319 Meter an.
Als "Wittener Hauptkohlenstraße" gehörte sie bis zum Eisenbahnbau zu den meistbefahrenen Straßen Preußens. Haupttransportgut war die Steinkohle, die auf Pferdefuhrwerken zu den Abnehmern ins Wuppertal transportiert wurde. Auf unserem Agenda-Pfad entdecken wir in der Handstraße den alten Verlauf der Straße, die einige Meter nördlich der Mittelstraße verläuft. An der gedrungenen Bauweise und den kleinen Fenstern sind die alten Häuser zu erkennen, die die alte Straße säumten.
An der Fußgängerampel, am Haus Mittelstraße 30, wächst eine schöne Kastanie neben einer mit Efeu bewachsenen Mauer. Auf der anderen Straßenseite am Haus Mittelstraße 29 ist eine Ziegelmauer aus Formziegeln dicht mit Mauerraute bewachsen. Im Siedlungsbereich sind kaum mehr pflanzliche Besonderheiten zu finden; es dominieren Ziergärten mit Koniferenbewuchs.
24. Kapellenschule Haßlinghausen, Dorfstr. 13
Die ehemalige Kapellenschule war lange Jahrzehnte der kirchliche und schulische Mittelpunkt der Landgemeinde Haßlinghausen.
Mit dem Bau war 1785 begonnen worden. Die Ausführung in massivem Bruchstein hob schon die Erscheinungsform des Gebäudes von den Fachwerkhäusern seiner Umgebung ab. Das Erdgeschoß war dem Schulunterricht und der Lehrerwohnung vorbehalten. Das Obergeschoß mit Tonnengewölbe diente bis zur Fertigstellung der evangelischen Kirche 1854 dem Gottesdienst. Aus finanziellen Gründen konnte der Turm nur bis Dachgeschosshöhe gebaut werden. Als Schule war das Gebäude wegen der schnell wachsenden Kinderschar bald zu klein. 1857 brachte der Neubau der ursprünglich zweiklassigen Schule Dorf an der Gevelsberger Straße eine Entlastung. In der Folgezeit wurden rechts und links des Eingangs zwei Gefängniszellen angebaut, in denen kleine Delikte verbüßt wurden.
In den 1970er Jahren sollte dieses bedeutende Gebäude für einen Straßenneubau abgerissen werden. Proteste aus Kirchenkreisen und der Anwohnerschaft erreichten die Unterschutzstellung als Denkmal und die Restaurierung des heruntergekommenen Hauses. Seit 2009 befindet sich hier eine Bürgerbegegnungsstätte, die „Freiwilligenbörse“ der Stadt Sprockhövel und im Obergeschoss ein kleines Restaurant mit Vinothek.
25. Altes Dorf Haßlinghausen – Im Dorf
Die beiden denkmalgeschützten Gebäude im Dorf 1 und 3 sowie das Fachwerkhaus vorne gehören zu den alten Haßlinghauser Hofstellen, die im Mittelalter an dieser siedlungsgünstigen Stelle an einer Quellmulde entstanden. Mittelalterliche Bausubstanz ist nicht mehr erhalten; durchweg stammen die Häuser aus dem 18. Jahrhundert. Das Haupthaus des Hofes Küper/Faulenbach wurde in typischer Fachwerkbauweise mit Bruchsteinsockel errichtet und war früher in einen Wohn- und Wirtschaftsteil aufgeteilt. In diesem niederdeutschen Hallenhaus befand sich ursprünglich alles unter einem Dach: die Stallungen des Viehs, die Wohnung für die Menschen und der Lagerraum für die Ernte. Den Wirtschaftsteil betrat man durch das große Einfahrtstor an der Giebelseite, durch das auch die Erntewagen hineinfahren konnten. Der Wohnteil wird von einer Tür an der Traufseite betreten. Die Kamininschrift verrät wahrscheinlich das Erbauungsjahr: 1775. Erbaut wurde das Haus demnach von den Eheleuten Heinrich Peter Küper und Anna Margareta Oberbeck.
Das benachbarte Wohnhaus mit der verbretterten Fassade war wahrscheinlich das Altenteilerhaus der Familie. Auch dies ist ein Fachwerkhaus. Die Fassade wurde mit Holz verbrettert, um den Eindruck eines massiven Steinhauses zu erwecken.
Der ehemalige Hof Harke direkt an der Straße wurde 2003 grundlegend saniert, das Fachwerk wurde freigelegt und die Gefache mit Lehmziegeln erneuert. Bei der Sanierung kamen die Namen und Daten der Erbauer zum Vorschein: Johann Peter Harke und Anna Christina Thun heirateten 1749 und bauten das Haus 1756.
26. Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreises und Grundschule Haßlinghausen, Geschwister-Scholl-Straße
Der erste Bauabschnitt der neuen Schule Haßlinghausen-Dorf wurde 1966 fertiggestellt. Architekt war August Langewiesche, der auch das neue Amtshaus, heute Rathaus, gebaut hatte. Als "großzügige architektonische Lösung" gefeiert, erwies sich der Bau jedoch schon bei der Fertigstellung als zu klein, da 1966 das 9. Pflichtschuljahr eingeführt wurde. Ab 1968 war hier die Hauptschule Haßlinghausen untergebracht, die auch die Schulkinder der aufgelösten Schulen übernahm. Der zweite Bauabschnitt war 1971 fertig. Schon 1970 begannen Diskussionen um die Errichtung einer Gesamtschule in Sprockhövel. Die Gesamtschule erschien "den fortschrittlichen Reformern als das zweckmäßigste und der modernen Entwicklung am besten entsprechende" Schulsystem. (Generalanzeiger 8. April 1970). Wie überall in der Bundesrepublik Deutschland wurde auch hier ein erbitterter weltanschaulicher Kampf um die Errichtung der Gesamtschule ausgefochten. Es dauerte bis 1986 bzw. 1987, bis der Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises die Errichtung einer Gesamtschule für den Südkreis in Trägerschaft des Kreises beschloss. In den Räumen der Hauptschule Haßlinghausen begann am 1. September 1987 mit sechs Klassen der Betrieb der Gesamtschule. 1996 legten die ersten 54 Schülerinnen und Schüler hier ihr Abitur ab.
Grundschule
Durch die Neuordnung des Volksschulwesens in Nordrhein-Westfalen entstand 1968 die Grundschule Haßlinghausen. Zunächst waren die Schulkinder im alten Gebäude der Volksschule Haßlinghausen-Dorf an der Gevelsberger Straße 13 (heute Stadtbücherei /Musikschule) und im Erweiterungsbau der Hauptschule untergebracht. 1972 wurde der Neubau am Rathausplatz 10 fertiggestellt (Architekt: Winfried Langewiesche). Zur Anlage gehören eine Turn- und eine Schwimmhalle. Wie die Grundschule Börgersbruch ist auch dies eine offene Ganztagsgrundschule
Das anschließende Jugendzentrum der Stadt Sprockhövel bezog seinen Neubau im Februar 2002.
Die Straßennamen „Geschwister-Scholl-Straße“ und „Nikolaus-Groß-Platz“ erinnern an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.