Agenda-Pfad Stationen 6 - 10

6. Kotten Voßbrink, Hombergstraße 66

Ein typischer Kotten ist das Haus neben der Bahntrasse. Das Land mit dem Namen Voßbrinck gehörte in alter Zeit zur Sprockhöveler Mark, anschließend zum Hof Beckmann an der Hiddinghauser Straße. Typisch für die Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte Sprockhövels im 18. und 19. Jarhundert ist die Besiedlung von ehemaligem Markengrund durch Kötter-Familien, die nur mit einem zusätzliches Gewerbe in Handwerk, Bergbau oder Transportwesen überleben konnten. Hier waren es die Schloßschmiedemeister Jörgen Peter Voßbrink Vater und Sohn, die 1738 und 1765 geboren wurden und ihren um 1800 erwähnten Schmiedebetrieb wahrscheinlich hier führten. Die Gesellen Peter Arnold Voßbrink (geb. 1767) und Heinrich Peter Voßbrink (geb. 1770) gehörten vermutlich zur Familie. Auch deren Nachfolger Johann Peter war 1836 Schloßschmied am Voßbrink. Seine Tochter und Erbin Wilhelmine heiratete den Bergmann Carl Friedrich Hilgenstock. Als Kötter und Fuhrmann war deren Erbe Fritz Hilgenstock tätig, dessen Tochter heute Eigentümerin des Hauses ist. Typisch für die Bauweise am Sirrenberg ist im 18. und 19. Jahrhundert die Verwendung von Sandstein. Spätere Um- und Anbauten wurden mit Ziegelsteinen vorgenommen.

Eine Schlehenhecke führt quer über die Wiese; im Frühling blüht hier Scharbockskraut.

7. Der Sprockhöveler Bach

Der Sprockhöveler Bach entspringt nahe der Siedlung Halloh in Haßlinghausen und mündet bei Welper in die Ruhr. Im Bereich des Agenda-Pfades fließt er durch das Naturschutzgebiet „Oberes Sprockhöveler Bachtal“, ein langgestrecktes Bachtal mit überwiegend extensiv genutztem Grünland. „Diese Bereiche sind aufgrund ihrer hohen strukturellen Vielfalt in Verbindung mit den benachbarten Lebensräumen als besonders wertvoll einzustufen“. Der Naturschutz erfolgte „wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart und hervorragenden Schönheit des Bachtales“, (Untere Landschaftsbehörde des EN-Kreises). Entlang des Sprockhöveler Baches erstreckt sich ein Schwarzerlenwäldchen. Sumpfdotterblumen blühen an feuchten Wiesenstellen im Frühling; Binsengräser weisen auf den hohen Feuchtigkeitsgehalt der Fläche hin. Zunehmend bedrohen Brennnesselbestände die feuchten Wiesen. Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein neu aufgeforsteter Wald mit Bergahorn, Stieleichen und Sommerlinden. Die ökologische Qualität des Baches hat sich in den letzten Jahren von „stark verschmutzt“ bis „gering belastet“ verbessert; man findet hier schon wieder Flusskrebse.

In alter Zeit wurde der Bach auch wirtschaftlich genutzt und in zwei Hammerteichen aufgestaut, hier am Voßbrink und weiter nördlich am Stahlhammer (heute Homberg). Dort gab es auch bis 1937 ein Freibad. Im Bereich des Voßbrink führte der Munkert-Erbstollen die Grubenwässer in den Sprockhöveler Bach. So konnte über dem Niveau des Baches im Sirrenberg ca. 300 Jahre lang Kohle abgebaut werden. Der Verlauf des Stollens und sein Mundloch ist auf einer alten Flözkarte noch deutlich zu sehen.


Die Haßlinghauser Straße
Wurde erstmals 1848 als Kommunalweg angelegt. Ihre heutige Trassierung und Aufwertung zur Kreisstraße erhielt sie 1927. Ein Teil der alten Trasse ist noch zu sehen; sie führt direkt am Haus Hombergstraße 69 vorbei und senkt sich danach auf die heutige Trasse ab. Auf der neuen Trasse wurde diese starke Steigung beseitigt, um den Verkehr zu beschleunigen und zu erleichtern. Seit 1928 verkehrt auf der Haßlinghauser Straße die Autobuslinie Sprockhövel-Schwelm. 1975 wurde die Straße erneuert und im nördlichen Teil verbreitert.

8. Rampe der Kleinbahn Bossel-Blankenstein

Die Rampe gehört zur Zechenanlage Kleine Windmühle, die ihre Kohle hier von einer Brücke aus auf die Bahn verlud. Die Kleinbahnstrecke Bossel-Blankenstein, deren Trasse die Straße kreuzt, entstand zwischen 1910 und 1912 auf Betreiben vor allem der damals hochmodernen Zeche Barmen in Hiddinghausen, aber auch auf Wunsch der anliegenden Steinbruchbesitzer. Die Bahn, die auch Personen beförderte, wurde 1966/68 stillgelegt.

Bis 1957 lagerte in diesem Bereich eine große Bergehalde der Zeche. Auf Grund der Kohlenknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie durchgesiebt, um die Feinkohle zu verwerten. Durch Brände innerhalb der Halde entstand rote Asche, die verkauft wurde und als Belag für Plätze und Wege Verwendung fand. In einer bitterkalten Winternacht 1954 kam hier ein Mann ums Leben, der sich an der entzündeten Halde wärmen wollte und offenbar durch das ausströmende Gas getötet wurde.

Auf dieser abgebauten Kohlenhalde kann man verfolgen, wie sich die Natur mit Pioniergehölzen wie Weiden, Birken und Hartriegel ehemalige Industrieflächen zurückerobert.


9.  Hof Munkert / Zeche Kleine Windmühle, Sirrenbergstraße/Zur Windmühle

Die unmittelbar benachbarten Gebäude des Hofes Munkert und der Zeche Kleine Windmühle veranschaulichen die ursprüngliche Verbindung zwischen Landwirtschaft und Bergbau. Es waren die Bauernfamilien, die die Kohle auf ihrem Land entdeckten und sie als erste abbauten und verkauften. Der Hof Munkert ist ein Längsdielenhaus aus dem 17. Jahrhundert. In dieser Zeit gehörte der Hof zu den höchstbesteuerten Gütern in Obersprockhövel. Die älteste bekannte Erwähnung eines Hofbesitzers Munkert stammt aus dem Jahr 1577, als der 78jährige Peter Munkert als Zeuge in einem Prozess um die Höfe Bossel auf dem Gerichtsplatz an der Sprockhöveler Kirche vernommen wurde. Im 18. Jahrhundert wurde der Hof in Oberste und Unterste Munkert, zwischen den Erben Munkert und Hellhammer, geteilt. Oberste Munkert besaß 65 Morgen, Unterste Munkert 70 Morgen Land, das sind für Sprockhöveler Verhältnisse recht große Flächen.

Die Zeche
Aus dem „Familienbetrieb“ Munkerts Stollen, der im 18. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde, entwickelte sich die Zeche Kleine Windmühle, deren Betriebsgebäude und Kaue heute Wohnzwecken dienen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Zeche nur unregelmäßig betrieben. Ihre Blütezeit erlebte Kleine Windmühle nach dem Ersten Weltkrieg, als sie von der Gewerkschaft (Betreibergesellschaft) Herkules VIII aus Lennep übernommen und wieder in Betrieb genommen wurde. Über 200 Bergleute förderten durch zwei tonnlägige (schräge) Schächte in 160 Metern Tiefe (220m tonnlägig). Drei Flöze konnten abgebaut werden: Neuflöz, Wasserbank und Hauptflöz. Im frischgepflügten Acker südlich der Zeche kann man das an der Oberfläche ausstreichende Hauptflöz noch entdecken. 1928 ließen die Eigentümer, die Vereinigten Glanzstoffwerke in Elberfeld, die Zeche schließen. Nach der Übernahme durch die VEW, die zahlreiche stillgelegte Zechen im Süden des Ruhrgebiets angekauft hatte, wurde auch Kleine Windmühle 1926 wieder in Betrieb genommen. 1930 kam das endgültige „Aus“ und die Belegschaft konnte auf Alte Hasse in Niederstüter anlegen. Von 1932 bis 1935 befand sich in den Tagesanlagen das Lager „Kleine Windmühle“ des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Junge arbeitslose Männer wurden für landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt, um die hier vorherrschenden Minderertragsböden intensiver landwirtschaftlich nutzen zu können. Heute bemüht sich der Natur- und Landschaftsschutz, diese Kultivierungen rückgängig zu machen und der Natur wieder mehr freien Lauf zu lassen.

10. Geologischer Aufschluss Zur Windmühle

Durch eine Sprengung für den Straßenbau wurde der Sattel dieses Härlingsrückens durchbrochen. In diesem Aufschluss ist die aufgefaltete Schichtenfolge der Sandstein- und Tonschieferbänke zu erkennen, wie sie vor etwa 300 Millionen Jahren, in der Zeit des Produktiven Karbon, entstanden sind.

Sehenswert sind auch die Wurzeln der Eichen, die sich geradezu in den Stein „gekrallt“ haben, um Halt zu finden. Die Eichenwurzeln, die durch die Gesteinsschichten dringen, tragen durch mechanische und biologische Verwitterung zur Bodenbildung bei. Typischer Buchenmischwald wächst auf den Eggen (Höhenrücken). Ihm fehlt eine schützende Strauchschicht am Rand zum Acker hin. Stickstoffreiche Feldränder an gedüngten Äckern weisen nur wenige Arten wie Brennnesseln und Vogelmiere auf.