Die einzelnen Stationen 1 - 4

1. IG-Metall Bildungszentrum / Kauerhof

Das IG-Metall Bildungszentrum wurde 1971 eröffnet. Es gilt als größtes gewerkschaftliches Bildungszentrum Europas und gehört mit ca. 90 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern Sprockhövels. Wichtige Konferenzen und Tagungen der Gewerkschaft finden hier statt. Jährlich besuchen ca. 10 000 Gewerkschafter/Innen die Seminare und Veranstaltungen in diesem Hause. Wenn der Name Sprockhövel gelegentlich auch in den überregionalen Nachrichten erwähnt wird, dann hat in der Regel hier eine wichtige Zusammenkunft stattgefunden. Die Architekten Karl Frederiksen (Kopenhagen) und Heinz Wilke (Hannover) errichteten die Anlage, die 128 153 Kubikmeter umbauten Raumes umfasst, mit mehreren begrünten Innenhöfen (auch in der ersten Etage !) und mehr als 200 Zimmern, die alle einen Blick nach außen in die Natur ermöglichen. Auf Grund des erheblichen Sanierungsbedarfes plant die IG Metall den Abriss des Gebäudes und den kleineren Neubau auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes.Grund und Boden des Bildungszentrums gehörten früher zum Kauerhof, einem einstmals großen „Sattelhof“, dessen Besitzer in Mittelalter und früher Neuzeit im Kriegsfall dem Landesherrn Reiterdienste zu leisten hatten. Lehnsträger des Gutes war unter anderen im 17. Jahrhundert der Freiherr von Heyden auf Haus Bruch (Hattingen- Welper), „Churfürstlich Brandenburgischer, Kleve-märkischer Geheimer Regierungsrat, Obrist, Drost zu Lippstadt, Blankenstein und Hattingen“, der den „Kuheweider Hoff“ an eine eingesessene Sprockhöveler Familie verpachtete. Mit 45 ha Grundbesitz war der Kauerhof 1930 der größte der Obersprockhöveler Höfe. Ein Teil des Waldes, den wir nun durchwandern, gehörte zu dieser alten Hofstelle.

2. Naturschutzgebiet „Wald am oberen Paasbach“

Im Landschaftsplan des Ennepe-Ruhr-Kreises ist dieses Natuschutzgebiet in Hattingen- Oberstüter und Obersprockhövel im Umfang von 50,64 Hektar ausgewiesen. „Wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart und hervorragenden Schönheit des landschaftsprägenden Waldes und des Bachtales“ und „zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften und Lebensstätten wildlebender, zum Teil gefährdeter Pflanzen- und Tierarten“ ist der großflächige Laubwaldbestand mit durchfließendem Paasbach geschützt. „Von besonderer Bedeutung sind hier:

    - der Biotopkomplex Wald aus Buchenaltholz mit Eichenbeständen in Verbindungmit naturnahem Bachlauf,
    - sumpfige Quellzonen des Paasbaches mit älterem Erlensaum und Hochstaudenfluren,
    - bachbegleitendes Nassgrünland,
    - Nassbrache in der Nähe des Bildungszentrums,
    - Seitlich zufließende Nebenbäche.“

(Ennepe-Ruhr-Kreis Landschaftsplan Raum Hattingen/Sprockhövel, 1998)

Der Paasbach entspringt am Winterberg. Er bildet in weiten Teilen die Grenze zwischen den heutigen Städten Sprockhövel und Hattingen, fließt in Bredenscheid in den Sprockhöveler Bach und mit diesem bei Welper in die Ruhr.


3. Im Poppenberg

Ehemaliger Wohnsitz und Schmiede der Goldwaagen- und Balancenmacher Gebrüder Poppenberg

In diesem Kotten – eine früher typische Nebenerwerbslandwirtschaft - lebte und arbeitete die Familie Poppenberg, die zu den bedeutendsten „Ichtmachern“ (kommt vom Wort „eichen“) des bergisch-märkischen Raumes gehörte. Die vier Söhne des Kleinschmiedes Johannes Oberste Dasberg aus Oberstüter und der Catharina Elisabeth Poppenberg aus Obersprockhövel produzierten ab 1774 hier Goldwaagen. Goldwaagen bestehen aus einer Balkenwaage aus Eisen und mehreren Münzgewichten aus Messing, verpackt in einer hölzernen transportablen Lade.

Die Brüder Poppenberg hießen mit Vornamen Johann Peter - er war auch Kirchmeister der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel und starb 1789 -, Caspar Dietrich († 1800), Dietrich Peter († 1824) und Peter Caspar († 1843). Der Kotten Poppenberg wurde 1835 auch von Peter Caspar Stoeter bewohnt, der hier einen Spezereiwarenhandel betrieb, also Gewürze und besondere Lebensmittel verkaufte.

Goldwaagenproduktion in der Grafschaft Mark
Zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der Gebrauch der Goldmünzen für die Kaufleute noch von überragender Bedeutung war, begann sich im Bergisch-Märkischen Raum zwischen Hattingen/Sprockhövel und Solingen/Radevormwald ein neues und letztes Zentrum des Münzwaagenbaus in Deutschland herauszubilden. Diese Waagen zählen zu den empfindlichsten Instrumenten der damaligen Zeit und sie erlangten schnell einen guten Ruf. Ausgehend von Köln und dem Bergischen Land, dessen technologisches Know-how auch in den westfälischen Raum ausstrahlte, begann 1772 mit Abraham Kruse aus Schwelm die Goldwaagenproduktion in der hiesigen, zu Preußen gehörenden Grafschaft Mark. Die älteste bekannte bergisch-märkische Goldwaage stammt von 1749 und wurde von Johann Peter eckersberg
aus Wichlinghausen hergestellt, der sein Handwerk in Köln gelernt hatte. Der Ursprung dieser Familie liegt in Obersprockhövel. Die Blütezeit dieses Gewerbes dauerte etwa 70 Jahre lang. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann nicht nur die Goldmünze, sondern auch die große Silbermünze an Bedeutung zu verlieren. Die Währung wurde auf Münzen mit ideellem Wert, auf Papiergeld, Wechsel und später Schecks umgestellt, so dass das Handwerk der Goldwaagenherstellung ausstarb.
(Bilder: Foto des Kottens und der Goldwaage im Stadtarchiv)

4. An der Kötterei

Der Name weist auf den Ursprung der Hofstelle als Kotten hin. „Kotten“ oder „Kate“ ist ein altes Wort für Hütte und bezeichnet bei uns eine kleine Hofstelle, die zur Ernährung einer Familie nicht oder kaum ausreichte und einen zusätzlichen Erwerb notwendig machte. 1486 wird der Besitz „to dem Kathen“ erwähnt, mit dem entweder die Kötterei/ Ködderei oder die Siedlung „Am Kotten“, die jetzige „Lamafarm“ (Punkt 20) gemeint ist. In der „Schatzmatrikel“, einer Steuerliste von 1682, ist die „Kotterey“ nur mit einer sehr geringen Abgabe vertreten. Als Eigentümer wird 1764 „Ködder“ erwähnt; er war Kötter und Kohlentreiber, also jemand, der mit einem Pferd als Lasttier die Kohle von den Zechen zu den meist im Bergischen sitzenden Abnehmern transportierte. Im 19. Jahrhundert hatte Konrad Ködder seinen Grundbesitz auf 71 Morgen (fast 18 ha) erweitert, davon 38 Morgen Holzung - für hiesige und damalige Verhältnisse ein großer Besitz. Die Familie hatte auch Bergwerksbesitz; neben den Kauermanns waren Ködders (später Steinbrink) Hauptgewerken der Zechen Unterste und Oberste Kuh(le) in Stüter. Das Wohnhaus brannte in den 1990er Jahren ab und wurde auf dem alten Bruchsteinsockel neu errichtet. Die Landwirtschaft ist heute dem Hof Kreßsiepen angegliedert.

 

Die einzelnen Stationen 5 - 8

5. Alte Schreinerei Uebelgünn

Wir verlassen den Ortsteil Obersprockhövel und erreichen die ehemalige Gemeinde Oberstüter auf heutigem Hattinger Stadtgebiet. Der alte Name für diesen Bereich ist „Schwarzer Hund“ niederdeutsch „Am Schwatten Rüen“. Der Schreinermeister Friedrich Uebelgünn genannt Klostermann baute hier 1903 ein neues Wohnhaus mit Stall und Schreinerei. Sein Handwerk erlernte er bei dem Schreiner Caspar Landgrafe an der „Hölzernen Klinke“ (Punkt 22). Uebelgünns Nachfolger spezialisierten sich später auf die Herstellung von Särgen. Die mittlerweile erweiterten und erneuerten Werkstätten werden heute von einem Sprockhöveler Holzhändler und Landschaftsbauer bewirtschaftet. Die Bewohner des alten Wohnhauses betreiben heute einen Handel mit Naturprodukten.

6. In der Espe (Oberstüter)

Der Weg führt uns bergab. Mit dem Winterberger Bach, der die Grenze zwischen Sprockhövel und Hattingen bildet, passieren wir die Siedlung In der Espe. Zu dem unteren Kotten gehörte auch eine Heimbandweberei mit vier Bandwebstühlen, die bis in die 1960er Jahre hinein in Betrieb waren Mit diesem Gewerbe bestritten früher besonders im Raum Gennebreck/Elfringhausen zahlreiche Kötter ihren Lebensunterhalt. Unterhalb der Espe treffen die ehemaligen Gemeinden Oberstüter, Oberelfringhausen und Obersprockhövel zusammen. Espe ist zwar der gängige Name für die Zitterpappel (Populus tremulus), diese ist hier jedoch nicht anzutreffen. Möglicherweise ist „Espe“ der alte Name für den Winterberger Bach, also ein Gewässername. Das alte germanische Wort für Wasser heißt „apa“, das sich auch in den Namen Ennepe, Marpe, Lempe usw. abgeschliffen wiederfindet. Auch der Name „Fahrentrappe“, ursprünglich die Bezeichnung für einen Abschnitt des Felderbachs, hat diesen sehr alten Ursprung. Wir genießen einen wunderbaren Blick in das Felderbachtal mit den beiden idyllisch gelegenen alten Hofstellen Kressiepen und Fahrentrappe, die einst mühsam als „Rodungsinseln“ im „Waneswald“ angelegt wurden.

Im „Waneswald“
Im Jahre 837 schenkte Erp, Sohn des Aldrich, der Abtei Werden eine Rodung im „Waneswald“, die zwischen den Bächen „podrebeci“ und „farnthrapa“ gelegen war. Die Benediktinerabtei Werden war 799 von Liudger, einem friesischen Priester und dem späterem Bischof von Münster gegründet worden. Seine Gefährten rieten ihm vom Bau des Klosters ab: Es sei völlig ausgeschlossen, „in dieser Gegend zu roden und zu bauen, da man vor lauter Bäume den Himmel nicht sehen könne.“ (zit. nach Gerd Helbeck, Schwelm, S. 78). Mit der Schenkung einer Rodung wurde die Grundlage für eine Siedlung geschaffen, deren Ertrag den Werdener Mönchen und damit auch dem Seelenheil des Spenders zugute kommen sollte.

Die Urkunde, die diese Schenkung im Waneswald bezeugt, ist der älteste Beleg für die beginnende Erschließung unseres Raumes. Bäche dienten zu dieser Zeit als Orientierung, denn Siedlungen gab es in der Nähe nicht. Der Waneswald war Teil des ehemals fränkisch-sächsischen Grenzwaldes zwischen Ruhr und Wupper, der nach der Befriedung der Sachsen durch das Heer Karls des Großen im ausgehenden 8. Jahrhundert von Siedlern gerodet und genutzt werden konnte. Der Schwelmer Historiker und Archivar Gerd Helbeck schreibt über diese Zeit:

„Wie sah der Wald aus, den die ersten Siedler vorfanden? Waldgeschichtliche Untersuchungen im sauerländischen Bergland haben ergeben, dass dort und somit auch im Schwelmer Gebiet der Rotbuchenwald mit Beimischung von Eichen und Erlen überwog. Die Rotbuche, der hohe Niederschläge zusagen, ist diejenige Baumart, die alle ‚Rivalen’ aus dem Feld schlägt. ... An den Fließgewässern traten uferbegleitende Auwälder auf, in denen Erlen, Eichen, Hainbuchen und Weiden vorherrschten. In sumpfigen Gelände wuchsen Birken und Erlen. Die Bodenvegetation war spärlich entwickelt. ... Es war keine völlig abgelegene, unzugängliche und menschenleere Wildnis, sondern urwaldhaftes, unbesiedeltes, aber durchdringbares Grenzgebiet zwischen zwei alten Siedlungs- und Verkehrsräumen, der Kölner Bucht im Südwesten und dem Hellweg im Nordosten. Die menschlichen Aufenthalte beschränkten sich wahrscheinlich auf Jagdstreifzüge und die Durchreise von Fernhändlern, die Grund hatten, den Umweg um den Bergisch- Sauerländischen Gebirgsblock zu meiden. ... Zwischen den Siedlungslandschaften an Rhein, Ruhr und Hellweg muss sich im ausgehenden 8. Jahrhundert eine namenlose Waldwildnis ausgebreitet haben, in die der Mensch erst rodend einzudringen begann.“
(Gerd Helbeck, Schwelm. Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes, Band 1. Schwelm 1995, S. 66f.)

7. Felderbachtal/Hof Fahrentrappe

Der Hof Fahrentrappe gehört zur ehemaligen Gemeinde Oberelfringhausen, heute ein Ortsteil der Stadt Hattingen. Ob es der Hof ist, der aus der Schenkung von 837 hervorging, ist zweifelhaft, denn dieses Gut gehörte im Mittelalter nicht zum Kloster Werden, sondern war Unterhof des Hofes Hattingen und mit diesem ab 1005 dem Kloster Deutz zubehörig. Vermutlich stammt jedoch der um 1375 geborene Geistliche und Gelehrte Albert Varentrap von diesem Anwesen. Varentrap wirkte in Lüttich und Köln, war Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Prag und Mitbegründer der Universität Leipzig. Gottfried Varentrappe, ein Kanoniker aus Kölner Diözese und vielleicht ein Verwandter, studierte 1399 an der Universität Erfurt und anschließend in Prag. Ganz sicher vom Hof Fahrentrappe stammte Derch (=Dietrich) Varentrap, der mit seinem Sprockhöveler Gefährten Jürgen von Scheven 1590 am Ochsen-Auftrieb auf dem Kölner Viehmarkt beteiligt war.

Die Zugehörigkeit zur regionalen Oberschicht der vorindustriellen Zeit wurde stets durch die „Heiratspolitik“ einer Familie dokumentiert: Johann Farentrappen heiratete 1629 Maria, die Tochter des Hillebrand Reck, Schulte „zum Hoffe“ zu Sprockhövel. Durch die Eheschließung der Hoferbin Agnes Christina mit Johann Mathias, einem Spross der Sprockhöveler Lehrer-, Pfarrer- und Schultenfamilie Mahler im Jahre 1716 änderte sich der Familienname der Besitzer; die familiäre Kontinuität besteht bis heute.

Zum Hof gehörte auch eine Mühle. Ebenfalls in Hofesnähe befindet sich ein Lichtloch des Herzkämper Erbstollens, der ab 1773 angelegt wurde, um mehrere Steinkohlengruben der Umgebung zu entwässern. Auf dem Bergbauwanderweg „Herzkämper-Mulde- Weg“, der am Hof Fahrentrappe vorbeiführt, können sich bergbauhistorisch Interessierte näher informieren. Der Kressieper Erbstollen, aus dessen restauriertem Stollenmundloch die Wässer aus den Kohlengruben ab etwa 1745 in den Felderbach geleitet wurden, befindet sich in einer Wiese abseits des Weges und ist als Denkmal geschützt. Eine Tafel des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten informiert auch über dieses bergbauliche Relikt.

8. Kreßsiepen

Der Hof „Krefft Siepe“ (Die Übertragung als „Krefft Supe“ ist vermutlich ein Lesefehler) wurde 1486 erstmals im Schatzbuch der Grafschaft Mark erwähnt. Das „Pfachtgutt Kressiepen in der Botzeler Marck gelegen“, gehörte der Abtei Werden, wie ein Schriftstück von 1628 belegt.

Die Erben (Teilhaber) der Bosseler Mark hatten den Pächtern Tonnis (=Anton) und Elsabeth Kressiep die Nutzung von Hof und Grund untersagt, so dass des 1707 zu einem Rechtsstreit kam. Gegen eine jährliche Abgabe gestatteten die Markenerben dem Ehepaar daraufhin, den Hof wieder zu bewirtschaften und gewährten ihm lebenslanges Besitzrecht. Tonnis Kressiep gehörte zum Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel, ebenso die Kontrahenten in diesem Streit, die Markenerben Heinrich Leckebusch, Peter Westermann auf Niederdräing und Peter Stock zu Bossel.

 

1764 wurde der Besitzer Kressiep als „Kötter und Zimmermann“ bezeichnet. Er lebte hier mit seiner Frau, drei Kindern und zwei Verwandten. 1772 und 1777 erwarb Johann Heinrich Kressiep – wahrscheinlich identisch mit Henrich Aeckersberg genannt Kressiep - von Nachbarn, wohl den ehemaligen Markenerben nach Auflösung der Mark, mehrere Waldgrundstücke als Privateigentum. Nach seinem und seiner Frau Catharina Tod übernahm deren ältester Sohn Hans Peter Kressiep 1789 den Kotten und verpflichtete sich, seinen vier Geschwistern einen Brautwagen mit folgendem Inhalt mitzugeben:
„a) Ein unsträflich vollständiges Bett und Bettstätte
b) ein Ober- und Unterschlag mit drei Thüren
c) ein Coffre, Kiste und Tisch
d) ein halb Dutz(end) Schabellen (?) Stühle
e) Ein Spinnradt und Haspel nebst einem Salzfasse
f) eine Milch gebende Kuh nächst der besten im Stall auszusuchen
g) wird die Leibes Zierrath und Handwerks Gereidtschafft des verstorbenen Vaters unter die zwei Brüder
und die Leibes Zierrath der verstorbenen Mutter unter die drei Schwestern zu gleichen Theilen vertheilet.“

Der Erbe Hans Peter musste die Schulden der Eltern und 1050 Reichstaler für den Kotten bezahlen, die Summe durch fünf teilen und entsprechend seine vier Geschwister auszahlen, wenn sie heirateten und/oder den Hof verließen.

Die älteste Schwester Maria Catharina war bereits verheiratet: „Ob nun gleich die Ehefrau Oberste Nockenberg nach dieser Vereinbarung zwar berechtigt wäre, ihren Antheil schon anjetzt zu fordern, so hat sich demnach dieselbe und deren Ehemann aus Liebe zum Frieden erkläret, daß sie zufrieden seyn,“ Catharina Maria und Anna Christina sollten je einen Brautwagen und sieben Reichstaler und 30 Stüber zur Anschaffung eines schwarzen Kleides erhalten.

Keiner der fünf Kreßsieper Erben konnte schreiben. Der Übergabevertrag wurde stattdessen abgezeichnet von Johann Friedrich Märcker, Johann Peter Vahrentrap, Henrich Ernst Mahler gnt. Vahrentrap und Johann Peter Kottmann gnt. Mesewinkel.

1827 übertrug der Eigentümer, der Fuhrmann Diedrich Peter Kressiep den Hof und die Ländereien im Umfang von ca. 22 Hektar - überwiegend Holzung - seinem Schwager Johann Caspar Landgrafe, der ebenfalls aus Obersprockhövel stammte.

1933 erwarb der Sprockhöveler Steiger Karl Hummelsiep das Anwesen für seinen Sohn Emil. Durch Bombenbeschuss wurde das alte Haupthaus aus Fachwerk 1945 zerstört; ein Nebengebäude aus älterer Zeit ist jedoch noch erhalten. Der heutige Eigentümer Friedrich Hummelsiep machte den Besitz zur größten Landwirtschaft im heutigen Sprockhöveler Stadtgebiet.

Die einzelnen Stationen 9 - 12

9. Am Winterberg

Der 314 m hohe Winterberg gehört zu den höchsten Erhebungen im Sprockhöveler Stadtgebiet. Er ist durch den Wanderweg Obersprockhövel erschlossen. Den Wanderern bieten sich wunderbare Blicke auf die Umgebung: Im Norden sieht man die Ruhrhöhen und im Süden den Höhenrücken, der sich von Haßlinghausen bis Einern erstreckt. Die gute Fernsicht vom Winterberg wurde auch militärisch genutzt. Während des 2. Weltkrieges - 1943 - war hier eine Flakscheinwerferabteilung stationiert und im Rahmen von NATO/Bundeswehr steht auf dem Winterberg eine militärisch genutzte Sendeanlage. Das von einem Hattinger Landwirt betriebene Windrad ist seit 2007 in Betrieb.

10. Die Kotten am Winterberg - Marke und Eickholt

Die Kotten Marke und E(i)ckholt m Raum Winterberg/Nockenberg wurden wie Kressiepen erstmals 1486 in einer Steuerliste aufgeführt. Der Kotten oder Kötter namens „Marke“ bzw. „Markmann“, der sich hier befand, hatte den niedrigsten Steuersatz zu zahlen, was auf den geringen Wert des Besitzes hinweist. Der Name Marke weist auf die Lage des Anwesens in der ehemaligen Bosseler Mark hin. Auch der Kotten Aeckersberg, Stammsitz der Goldwaagenhersteller Aeckersberg, befindet sich abseits des Weges am Winterberg. Stockbusch ist der alte Name des Kottens, den wir passieren, wenn wir den Wald verlassen. Auch der Name Eickholt (=Eichholz) weist auf den Ursprung der hiesigen Siedlungen aus Wald und Gehölz hin.

11. Die ehemalige Schule Bräuckelchen

... befand sich im heutigen Hause Löhener Str. 63 Als die Schülerzahl im Schulbezirk Löhen auf über 200 Kinder angewachsen war, wurde 1856 im Wohnhaus des Johann Caspar Breuckelchen eine Schulstube eingerichtet, die die offizielle Schule an der Löhener Egge entlasten sollte. Bis 1877, als die neue Schule Löhen (Löhener Straße 36) ihren Betrieb aufnahm, wurde hier unter einfachsten Bedingungen Schule gehalten. Im Haus Bräuckelchen befanden sich in den 1830er Jahren eine Gastwirtschaft und später eine Bäckerei. Ob die Bezeichnung Bräuckelchen von der naturräumlichen Beschaffenheit der Flur (= kleiner Bruch) herrührt, oder ob es sich um den Familiennamen handelte, den die Siedler mitbrachten, bleibt im Dunkeln.

12. Naturschutzgebiet „Am Nockenberg“

Der Bereich Bräuckelchen und die östlich des Weges liegenden Grundstücke gehören zum Naturschutzgebiet Am Nockenberg, das sich im Umfang von 15,21 Hektar bis zum Felderbach/Brucherbach im Süden erstreckt. Der Landschaftsplan Hattingen- Sprockhövel beschreibt das Naturschutzgebiet wie folgt: „Das Gebiet zeichnet sich durch hohe strukturelle Vielfalt aus und bietet somit Lebensraum für ein breites Artenspektrum ... Von besonderer Bedeutung sind hier

    - die Quellzonen mehrerer Bachläufen, teilweise mit älterem Erlenbestand, teilweise von ausgedehnten Nassbrachen mit Hochstaudenfluren umgeben,
    - die Roterlenwäldchen in der nassen Bachaue,
    - Feuchtwiesen am unteren Bachabschnitt,
    - bachbegleitender älterer Gehölzsaum in Nähe des Felderbaches mit nicht mehr genutzter Teichanlage,
    - Teich mit sumpfigem Ufer im extensiv genutztem Grünland,
    - Buchenaltholz mit Quellbereichen angrenzend an das Bachtal“